Brian K. zerstört unzerstörbare Zelle

Wie die CH-MEDIA-Zeitungen heute berichten, hatte der wohl bekannteste Kriminelle der Schweiz einen erneuten Gewaltausbruch. Der lange Zeit unter dem Namen Carlos geführte Gewalttäter Brian K. hat offenbar in der Strafanstalt Pöschwies eine Zelle zerstört. Der Clou der Geschichte: Der Zellentrakt war extra für extreme Gewalttäter gebaut worden und sollte eigentlich unzerstörbar sein.

 

1.85 Millionen Franken soll der Ausbau des Spezialtrakts in der Strafvollzugsanstalt Pöschwies gekostet haben, schreiben die Titel der CH-MEDIA in ihrer Samstagsausgabe. Da Brian K. in der Vergangenheit immer wieder Vollzugsangestellte tätlich angegriffen hatte und sich dafür in mehr als einem Strafverfahren verantworten muss(te), waren für seine Hofgänge, auf die jeder Gefangene Anrecht hat, jeweils mehr als ein halbes Dutzend Beamte nötig, um die Sicherheit der Angestellten zu gewährleisten.

 

Kurzer Prozess

Mit dem Umbau hatten die Zellen des Spezialtraktes Zellentüren erhalten, welche per Fernsteuerung ausgelöst werden konnten, um dem Gefangenen den Hofgang zu ermöglichen. Auch der Spazierhof ist gemäss Skizzen, die in der Folge der BLICK veröffentlichte, speziell für diese Zellen gebaut worden. Laut den Zeitungsberichten soll Brian K. am 27. Oktober in die neue Zelle verbracht worden sein und laut seinem Anwalt darob, dass in der Zelle eine Kamera zur Videoüberwachung installiert war, so erbost gewesen sein, dass er kurzerhand die neuen Türen zur Schleuse mit blossen Händen kaputt schlug.

Vorwürfe hüben und drüben

Brians Anwalt rechtfertigt gegenüber dem CH-MEDIA-Bericht den erneuten Ausfall seines Mandanten damit, dass die Stimmung seit langem aufgeheizt sei und es wenig benötige für eine Eskalation. Effektiv hat auch der Häftling Strafanzeigen gegen Angestellte gestellt, weil sie ihn geschlagen hätten. Zudem, so der Anwalt, müsse Brian mit seinen Kleidern jeweils nach dem Duschen den nassen Boden aufnehmen und erhalte über Stunden keine neuen Kleider. Oder es werde ihm Schweinefleisch serviert, „obwohl Brian das ablehne“.  Es sei deshalb das Bestreben von Brian, in ein anderes Gefängnis versetzt zu werden.

Menschenrechtsverletzung?

Seit dem Vorfall muss Brian K.  seine Strafe wieder in der Isolationszelle absitzen, genannt „Bunker“. Und es braucht wieder eine Armada von Vollzugsbeamten, um Brian seinen täglichen Freigang zu ermöglichen. An Feiertagen und Wochenenden soll dieser gemäss Zeitungsbericht allerdings ausgesetzt werden, weil der Aufwand dafür zu gross sei. Dagegen hatte Brian zuletzt bis vor Bundesgericht Beschwerde geführt, das allerdings mit Urteilvom 17. November sein Rechtsmittel als rechtsmissbräuchlich beurteilt und nicht auf die Beschwerde eintrat. Zitat aus der Begründung: „Wie sich aus den Akten ergibt und er nicht substanziiert bestreitet, lässt er nahezu keine Gelegenheit aus, das Anstaltspersonal zu beschimpfen, zu bedrohen und körperlich anzugreifen. Unter diesen Umständen hat er es sich selber zuzuschreiben, wenn sein Recht auf Spaziergang eingeschränkt werden musste.“

Das Bundesgericht, das um den Vorfall vom 27. Oktober 2020 bereits in Kenntnis gesetzt war, schreibt zu Brian K.s Verhalten: „In der neuen Zelle hätte er die Möglichkeit des täglichen Spaziergangs gehabt. Wenn diese Möglichkeit für ihn nun wieder an Wochenenden und Feiertagen entfällt, hat er das nach dem Gesagten einzig seinem eigenen Verhalten zuzuschreiben.“

Brians Vater wird im Bericht der CH MEDIA Zeitungen damit zitiert, dass er das Urteil des Bundesgerichts an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte weiterziehen werde.

Der „Fall Carlos“ aka Brian

Im Jahr 2013 portraitierte das SCHWEIZER FERNSEHEN in der Sendung DER JUGENDANWALT im Rahmen der Reihe REPORTER den Zürcher Jugendanwalt Hansueli Gürber und dessen Arbeit mit straffällig gewordenen Jugendlichen. Eines der Fallbeispiel beschrieb „Carlos“, einen jugendlichen Straftäter, der schon seit Jahren immer wieder auffällig war und am Ende in einem sogenannten „Sondersetting“ betreut wurde, weil alle anderen Massnahmen nichts fruchteten. Das Setting bestand in einer individuellen Betreuung inklusive Boxtraining, das monatlich Kosten von 29’000 Schweizer Franken verursachte.

Nachdem dieser enorm hoch erscheinende Betrag in der SRF-Sendung kaum eingebettet worden war, begannen die Medien eine Skandalisierungskampagne, in deren Rahmen die Jugendstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich unter enormen Druck geriet. Einerseits Druck der Medien, andererseits aber auch unter Druck des damals zuständigen Regierungsrats Martin Graf (Grüne), welcher viel Verständnis für die medial befeuerte Verärgerung der Bevölkerung zeigte und wenig für das Sondersetting. In der Folge wurde das Sondersetting abgebrochen. Graf wird bei den nächsten Wahlen abgewählt.

Seit diesem Zeitpunkt machte Carlos aka Brian regelmässig Schlagzeilen. Zunächst wurde er nach dem Abbruch des Sondersettings wieder in eine Massnahmenanstalt eingewiesen, zu seiner eigenen Sicherheit, wie es hiess. Das Bundesgericht kassierte allerdings die entsprechende Anordnung der Zürcher Behörden und übte scharfe Kritik. Im Oktober 2014 wurde Carlos an der Langstrasse aufgegriffen. Er soll einen Mann mit einem Messer bedroht haben und dann vor der Polizei geflüchtet sein. Er bestritt die Vorwürfe, kam aber wieder in Untersuchungshaft.

Im Frühling 2016 streckte er einen Bekannten aus der Kampfsportszene mit einem Faustschlag nieder und wurde zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Kurz vor der Freilassung kommt er allerdings bereits wieder in Untersuchungshaft, weil er in der Strafanstalt Pöschwies mehrere Aufseher angegriffen hatte. Erstinstanzlich wird er dafür 2019 erneut zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten und der kleinen Verwahrung verurteilt – das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig, vor Obergericht Zürich ist eine Beschwerde hängig.

In all‘ den Jahren kamen Gerichte und Aufsichtsbehörden allerdings auch immer wieder zum Schluss, dass Brian K. nicht korrekt behandelt worden sei. 2019 wurden drei Psychiater in einem Strafprozess freigesprochen. Sie hatten Brian 2011 als 15-jährigen während 13 Tagen ans Bett gefässelt. Die Ärzte wurden freigesprochen. Bei einem Gefängnisaufenthalt in Pfäffikon ZH wurde Brian allerdings menschenunwürdig behandelt, wie eine Untersuchung ergab, die Justizdirektorin Jacqueline Fehr in Auftrag gegeben hatte. Auch in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies werde Brian gehänselt und schikaniert, beklagt sein Anwalt.

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