Sonntagszeitung und Südostschweiz greifen Inside-Justiz-Geschichte auf

Ein vollamtlicher Bündner Verwaltungsrichter wird der Vergewaltigung einer Gerichtspraktikantin bezichtigt. INSIDE JUSTIZ hatte am Samstag exklusiv berichtet. Die Geschichte schlägt hohe Wellen: Die SUEDOSTSCHWEIZ und die SONNTAGSZEITUNG greifen das Thema auf und präsentieren zum Teil neue belastende Details.

Die SONNTAGSZEITUNG zitiert verschiedene Ausschnitte aus einem Polizei-Protokoll, das die Einvernahmen der beteiligten Personen zusammenfasst. Der beschuldigte Richter lässt durch seine Zürcher Anwältin Tanja Knodel verbreiten, er habe sich nie widerrechtlich verhalten. In seiner Einvernahme schilderte er die sexuellen Handlungen als «einvernehmlich». Details der SONNTAGSZEITUNG aus dem Polizeirapport zeigen, wie sich der Richter an die Praktikantin herangemacht haben soll. So habe er beispielsweise gewollt, dass sie sich auf seinen Schoss setze, um einen Fall zu besprechen. «Im verwaltungsinternen elektronischen Chat schreibt er, sie sei ‚gefährlich‘, sie sehe ‚umwerfend us‘ oder ‚will di’», so die SONNTAGSZEITUNG.

Eindeutige Avancen

Auf einem Begehungstermin in Ramosch im Unterengadin habe der Richter der Praktikantin gesagt: «Am liabschta wör i di do ufds Bett schmiessa und di do näh», zitiert die SONNTAGSZEITUNG aus dem Polizeiprotokoll. Die Belästigungen seien weitergegangen, obwohl die Praktikantin ihm immer wieder zu verstehen gegeben habe, dass sie das nicht wolle. Und weiter: «Ein weiteres Mal habe er ihr gemäss Anzeige in einem Sitzungszimmer gesagt, dass, falls er und sie etwas miteinander hätten, er die Vorhänge zuziehen und sie auf dem Sitzungstisch ’nehmen‘ würde. Er habe sich vor sie hingestellt und ihr auf das Ohr geküsst, worauf sie ihn von sich weggestossen habe.»

Praktikantin wagte sich nicht, das übergriffige Verhalten zu melden

Warum die Praktikantin sich nicht beim Gerichtspräsidenten oder dessen Stellvertreter beschwert habe, erklärt die SONNTAGSZEITUNG mit der Sorge um ihr berufliches Vorankommen. Der Beschuldigte soll ihr gesagt haben, Richter seien im Kanton Graubünden unantastbar. Das Praktikum diente der jungen Juristin als Vorbereitung für die Anwaltsprüfung – und bei dieser spielen mehrere Personen des Bündner Verwaltungsgerichts eine zentrale Rolle. Der Vize-Präsident des Verwaltungsgerichts ist gleichzeitig Präsident der Bündner Anwaltskommission, Gerichtsschreiber des Verwaltungsgerichts dienen in der Anwaltskommission als Aktuare.

Richter will Freund des Opfers für Richterposten vorschlagen

Wie die SONNTAGSZEITUNG weiter enthüllt, hat der beschuldigte Richter wenige Tage nach dem Vorfall offenbar dem Freund der Beschuldigten über dessen Vater angeboten, ihn für eine Stelle an einem Regionalgericht «ins Spiel zu bringen». Welche Motive der beschuldigte Richter dafür gehabt haben könnte, geht aus dem Artikel und offenbar auch aus dem Polizeiprotokoll nicht hervor. Der Verdacht, sich damit die Gunst des Paares «erkaufen» und eine Strafanzeige verhindern zu wollen, ist jedenfalls nicht vollends abwägig.

Meistgelesener Artikel auf suedostschweiz.ch

Die SÜDOSTSCHWEIZ zitierte am Samstag den Artikel von INSIDE-JUSTIZ – das Thema avancierte in der Folge rasch zur meistgelesensten Geschichte. Die Regionalzeitung kündigt an, bis Dienstag weitere Informationen aus eigener Recherche zu dem Thema zu veröffentlichen.

 

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5 thoughts on “Sonntagszeitung und Südostschweiz greifen Inside-Justiz-Geschichte auf

  1. Warum hat die Praktikantin als ausgebildete Juristin nicht sofort Alarm geschlagen? Meine Vermutung geht dahin, dass die Frau planmässig vorgegangen ist. Könnte ja sein, dass sie mehr wollte und abgewiesen wurde.

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