Dass vor Bundesratswahlen teilweise mit harten Bandagen gekämpft wird, ist nichts Neues. Auch wenn bisweilen die Heckenschützen eher mit der Schrotflinte schiessen, als mit einem punktgenauen Schuss. Das muss aktuell Kandidat und Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch erfahren, dem in einem Artikel von Peter Maurer in den CH-Medien so ziemlich alles vorgeworfen wird, was dieser finden konnte: die 16 Nebenämter, die Jositsch nebst seiner Professur ausübt, dass er auch noch als Dozent an anderen Schulen auftritt (und das nicht als Interessensbindung angegeben hat), dass er mit einer ehemaligen Assistentin der Uni Zürich eine Anwaltskanzlei betreibt, vor allem aber, und jetzt kommt das dicke Ende: Dass Jositsch regelmässig als Parteigutachter arbeitet. Und dabei immer wieder auch schlimmsten Straftätern «hilft», wie es in dem Artikel heisst.
Etwa den Rockern der Hells Angels. Schlimm! Dem Thurgauer SVP-Haudegen Hermann Lei. Noch Schlimmer!! Ja sogar der AfD-Politikerin Alice Weidel! Unerhört!!!
Und der Gipfel der Unverfrorenheit: Sogar einem «verurteilten Sexualstraftäter» habe Jositsch geholfen. (Gemeint ist Carl Hirschmann, den Maurer allerdings nicht namentlich nennt. Vermutlich, weil er das nicht mehr darf: Die Zeitung hatte in früheren Jahren allerlei Unwahrheiten über Hirschmann geschrieben und musste später zu Kreuze kriechen, um selbst eine Verurteilung wegen Ehrverletzungsdelikten und Verstössen gegen die Persönlichkeitsrechte abzuwenden). In diesem Fall hatte Jositsch doch tatsächlich versucht, die Schuld des Täters herunterzuspielen! Neiaberau!!! – Dabei ist längst bekannt, dass die Kronzeugin der Anklage unterdessen viele ihrer Beschuldigungen zurückgezogen hat.
Und das allerschlimmste: Alle diese Gutachten habe Jositsch für Mandanten des bekannten SVP-Politikers und Anwalts Valentin Landmann geschrieben!!!
Dass Jositsch also ein derart windiger Geselle ist, wer hätte das gedacht! Dass er Recht über Partei-Räson stellt, dass er als Jurist auch für diejenigen Gutachten erstellt, die weltanschaulich vielleicht nicht auf seiner Linie und schon gar nicht auf SP-Parteilinie liegen? Dass er einem beschuldigten oder gar verurteilten Sexualstraftäter hilft, wenn er zur fachlichen Überzeugung kommt, dass ihm Unrecht widerfahren sei?
Eigentlich alles Fakten, die für Jositsch und seine Integrität als Jurist sprechen. Um das zu erkennen, müsste man aber wohl das Wesen der Juristerei verstehen.