Zugegeben, es hat, wenn schon keinen Nachrichten-, dann zumindest einen gewissen Unterhaltungswert. Dieses verbale Schlamm-Catchen zwischen der Netzaktivistin Jolanda Spiess-Hegglin und der Autorin Michèle Binswanger. Viele gebeutelte Männer dürften sich zudem freuen: Wenn Feministinnen immer noch behaupten, die Welt wäre ein ganz andere, wenn mehr Frauen in der Verantwortung stünden: Der Zickenkrieg zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen beweist, dass anders nicht besser bedeuten muss.
Der jüngste Streich: Unter #hateleaks berichtet ein sogenanntes «Recherchenetzwerk» über eine Chatgruppe, über welche Spiess-Hegglin versucht haben soll, die Verbalattacken gegen Binswanger zu orchestrieren. Zielsetzung gemäss Spiess-Hegglin: Binswanger soweit verunglimpfen, «bis sie als Journalistin auswandern kann.» Wer zu dem «Recherchenetzwerk» gehören könnte, bleibt intransparent. Nach aussen tritt ausschliesslich der Ostschweizer Journalist Stefan Millius auf, die Texte auf Binswangers eigener Seite sind nicht gezeichnet. Zyniker monieren, das Netzwerk bestehe wohl einzig aus Binswanger und Millius.
Brisant an der Sache ist nicht nur, dass die hateleaks zeigen, wie mit Spiess-Hegglin ausgereichnet eine Person Hass in Netz orchestriert und verbreitet, die sich ansonsten als Geschäftsführerin ihres NGOs gegen Hass im Netz wendet. – Aber das ist eigentlich nichts Neues. Interessanter dürfte sein, dass in der Chatgruppe neben den erwarteten notorischen Männerhasserinen wie Franziska Schutzbach oder Jorinde Wiese auch Polit-Aktivistinnen wie die Nationalrätinnen Aline Trede, Sibel Arslan oder Tamara Funiciello zu finden sind. Sie hätten zu keinem Zeitpunkt dazwischengerufen oder sich gegen das Mobbing ausgesprochen. Sagen wollen beide nichts dazu, wie 20 MINUTEN heute berichtet. Aber gut zu wissen, in welchen Niederungen die vermeintlichen Gutmenschen sich dann und wann bewegen.
Nach den drei ersten Ausgaben der #hateleaks darf man sich allerdings fragen, ob da noch was kommt oder ob es das schon war. Denn wirklich Brisantes hat man bislang nicht erfahren. Dass der frühere publizistische Leiter der CH-Mediengruppe, Pascal Hollenstein, ein Fanboy von Spiess-Hegglin und alles andere als auch nur einigermassen distanziert war, wusste man schon, bevor er seinen Job unter immer noch ungeklärten Umständen verlor. – Und darüber, dass er heute die Kommunikation in Karin Keller-Sutters Finanzdepartement leitet, schüttelt immer noch die ganze Branche den Kopf.