In den USA kocht nach einer umstrittenen Exekution die Debatte über die Todesstrafe hoch. Der republikanische Gouverneur von Missouri, Mike Parson, hatte trotz schweren Zweifeln an der Schuld eines verurteilten Schwarzen und massiven Protesten im gesamten Land die Exekution durchgesetzt.
Am Dienstagabend wurde der 55-jährige Schwarze Marcellus Williams (Bild unten) mit einer Giftspritze hingerichtet. Williams sass seit 23 Jahren als verurteilter Mörder im Todestrakt. Ihm war zur Last gelegt worden, 1998 die weisse frühere Journalistin Felicia Gayle mit 43 Messerstichen getötet und bestohlen zu haben. Ihr Laptop und ihre Handtasche tauchten später bei einem Nachbarn von Williams auf.
Williams hatte die Tat stets bestritten, war damals aber von einem ehemaligen Mithäftling und seiner Ex-Freundin belastet worden. Die Verteidigung von Williams machte allerdings geltend, die beiden Zeugen hätten selbst von ihren Aussagen profitiert: einerseits hätten sie sich eine Belohnung von USD 10’000 verdienen wollen, andererseits wurden gegen sie selbst ebenfalls Verfahren geführt. Die Ex-Freundin von Williams war Prostituierte und ebenso drogenabhängig wie auch der Belastungszeuge, der mit Williams in derselben Zelle sass.
Williams war vorbestraft und hatte schon früher Raub und Diebstahl begangen, diese Taten aber nicht geleugnet. Im Prozess hatte ein Nachbar ausgesagt, Williams habe ihm den Computer von Gayle verkauft. Allerdings bestehen auch alternative Tattheorien: So hätte z.B. auch die Ex-Freundin von Williams, für die Tat infrage kommen können.
Beim Gerichtsverfahren sollen zudem bei der Geschworenenauswahl vorgesehene Jurymitglieder, die schwarz waren oder Williams ähnlich gesehen hatten, alleine aus diesem Grund ausgewechselt worden sein. Die Jury, die Williams verurteilte, bestand zur grossen Mehrheit aus Weissen – wie auch das Opfer.
Williams Hinrichtung war schon 2015 vorbereitet, dann aber ausgesetzt worden, weil erhebliche Zweifel an seiner Schuld bestehen. So wurden weder an der Mordwaffe noch am Tatort irgendwelche Spuren von Willams gefunden. Am Messer, mit dem Gayle umgebracht worden war, wurde dafür die DNA Dritter gefunden. Wie sich später herausstellte, gehörten diese Beamten der Untersuchungsbehörden, die ganz offensichtlich die Beweismittel nicht professionell gesichert und ohne Handschuhe angefasst hatten.
2017 wurde die Hinrichtung vom damaligen Gouverneur Eric Greitens ausgesetzt. Greitens setzte in der Folge eine Untersuchungskommission ein, um den Fall neu aufzurollen. Nachdem dieser allerdings unter einem Skandal zurücktreten musste und sein Vize Parson übernahm, entliess dieser die Kommission und lehnte eine Begnadigung ab. Dies, obwohl auch die Familie des Opfers, ein Staatsanwalt und ehemalige Jurymitglieder, die ihn als schuldig verurteilten, sich gegen die Hinrichtung aussprachen.
Details (inklusive Materialen) zu dem Fall finden sich (in englischer Sprache) bei Wikipedia.