Wie die NZZ AM SONNTAG heute berichtet, plant Justizminister und Bundesrat Beat Jans ein Verbot, Kinder aus dem Ausland in die Schweiz zu adoptieren. Jans wollte einen entsprechenden Vorschlag diese Woche dem Gesamtbundesrat vorlegen.
Der Entscheid basiere auf einer Untersuchung einer Expertenkommission, schreibt die Zeitung. Es seien zwei Szenarien ausgearbeitet worden: eines für einen kompletten Stopp, ein anderes für eine Verschärfung der Regeln. Im Bundesrat gebe es eine klare Präferenz für ein vollständiges Verbot.
Hintergrund für die Gesetzesänderung ist die Aufarbeitung von Adoptionen aus Sri Lanka. Ein Bericht der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften fand 2023 Hinweise auf Kinderhandel und Behördenversagen – auch in zehn weiteren Ländern. Es soll gemäss Bericht zwischen 1970 und 1990 in der Schweiz mehrere tausend Adopotionen gegeben haben, bei denen illegale Praktiken angewandt worden seien.
Wie die NZZ AM SONNTAG schreibt, dürfte der Bundesrat «mit seinem Entscheid dem Zeitgeist folgen. Was früher als gute Tat galt, wird heute als ‘White Saviour Complex’ verurteilt, wonach Adoptionen ein weiteres Kapitel der Kolonialgeschichte darstellen.»
Allerdings: Widerstandslos dürfte der Bundesrat, sollte er den Antrag von Jans am Mittwoch durchwinken, sein Projekt nicht ins Ziel bringen. Gemäss der Zeitung mahnen Fachleute, der Kinderhandel könnte bei einem vollständigen Verbot von Adoptionen erst recht blühen. Zudem bringen sich auch erste Parlamentarier gegen das Ansinnen der Regierung in Stellung, wie beispielsweise Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Andermatt. Er ist Vater eines Adoptivsohnes aus Armenien. Das Kind das Trisomie 21 hat, stammt aus Armenien und lebte dort einst in einem Heim.
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Das von Bundesrat Jans geplante vollständige Verbot der Adoption von Kindern aus anderen Ländern ist ein Armutszeugnis für die Schweizer Regierung. Selbstverständlich muss unterbunden werden, dass in Drittweltländern Kinder ihren Müttern einfach weggenommen oder «abgekauft» werden und diese aufgrund der herrschenden Armut dazu getrieben werden, ihre Kinder wegzugeben. Und selbstverständlich müssen Regeln gelten, die sicherstellen, dass sowohl die Rechte der leiblichen Eltern wie auch die der adoptierten Kinder gewahrt bleiben.
Gleichwohl ist der woken Anwandlung von SP-Justizministers Jans entschieden entgegenzutreten. Jans sieht – womöglich unter dem Druck der bei extremen Linken sehr beliebten, gleichzeitig aber höchst fragwürdigen Denkschulen wie der Critical Race Theory – in jeder Adoption aus dem Ausland offen den Ausdruck eines White Saviour Complex. Das ist einfach nur krank.
Dass solche Überzeugungen offenbar in der Bundesverwaltung verbreitet sind, zeigt aber alleine schon der hochgradig tendenziöse Auftrag an die Expertenkommission, der gemäss einem Zitat der NZZ AM SONNTAG aus dem Kreise der Kommission darin bestand, «abzuklären, wie man garantieren kann, dass bei internationalen Adoptionen keine Missbräuche mehr auftreten.» Dass die Technokraten bei dieser Fragestellung zum Schluss kamen, eine solche Garantie gebe es nicht, erstaunt wenig. Dafür hätte man keine Experten benötigt.
Dass man aufgrund einer solchen Erkenntnis dann aber schlicht jedwelche Adoption aus dem Ausland verbieten will, ist schlicht eine gesetzgeberische Bankrotterklärung. Ein Bundesrat, der solches verabschiedet, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er noch zu einer freiheitlichen Grundordnung als Basis des Zusammenlebens in diesem Land steht.
(Symbol-Titelbild: Envato Elements)