Radio 1Seit Jahrzehnten sorgt Roger Schawinski mit seiner Radiosendung «Doppelpunkt“ für hintergründige Interviews und kontroverse Diskussionen. Das Format, das auf Radio 24 begann und heute auf Radio 1 läuft, hat sich als eines der wichtigsten Interviewformate der Schweiz etabliert. Zuletzt sprach Roger Huber, Chefredaktor von Inside-Justiz.ch, über die Herausforderungen der Schweizer Justiz. Zahlreiche prominente Gäste haben das Format geprägt.
Die Sendung mit und über Inside Justiz wurde auf Radio 1 mit folgenden Worten angekündigt: «Zu Gast bei Roger Schawinski ist Roger Huber vom Portal Inside-Justiz.ch. Wer wissen will, wie die Justiz funktioniert und was insbesondere vom Urteil im Fall Radio Grischa zu halten ist, erfährt es in dieser Sendung.»
Doppelpunkt
Über die Pionierleistungen von Roger Schawinski, vom «Kassensturz» über «Radio 24» bis «TeleZüri», ist viel geschrieben worden. Zu Recht, denn er hat die Schweizer Medienlandschaft umgepflügt wie kein anderer. Das Faszinierendste aber ist wohl das journalistische Selbstverständnis, das Roger Schawinski in seiner Talkshow «Doppelpunkt» in Reinkultur zelebriert: offene und knallharte Debatten statt Volksbelehrung und Konkordanzdiskussionen, Persönlichkeiten statt Parteiprogramme, pulsierendes Leben statt grauer Ideologie. Und vor allem: kein unangebrachter Respekt vor irgendjemandem.
Bereits im Gründungsjahr 1979 startete die Talksendung «Doppelpunkt» auf Radio 24. Mit der Lancierung des ersten Regionalfernsehsenders der Schweiz, TeleZüri, legte der Medienpionier den Grundstein für das TV-Talkformat «Talk Täglich», das bis heute regelmässig hohe Einschaltquoten erzielt. Zuletzt veröffentlichte Schawinski das Buch «Anuschka und Finn», in dem er den Medienskandal um die beiden ehemaligen «Magazin»-Journalisten Finn Canonica und Anuschka Roshani aufarbeitete.
Einzigartig ist auch die Aura, die Schawinski bis heute schafft und die er immer mit der gleichen Formel den Doppelpunkt eröffnet: «Wer sind Sie?» – Es ist, als würde er mit diesem Ritual einen imaginären Schalter umlegen. Was folgt, ist ein geistiger Ringkampf auf dem kommunikativen Hochseil ohne Netz. Seit es die Sendung gibt, wird Schawinski vorgeworfen, er führe seine Gegner wie ein Inquisitor vor. Das ist natürlich nicht korrekt. Die Absturzgefahr lauert auf beiden Seiten. Und solche gab es auf beiden Seiten einige.
Über die Jahre hinweg hat «Doppelpunkt» eine Vielzahl von bekannten Persönlichkeiten empfangen. Zu den bemerkenswertesten Gästen gehören:
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Christoph Blocher – Der SVP-Stratege stellte sich mehrfach den kritischen Fragen von Schawinski und lieferte pointierte Antworten zu politischen Themen.
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Micheline Calmy-Rey – Die ehemalige Bundesrätin diskutierte Aussenpolitik, Neutralität und die Rolle der Schweiz in der internationalen Diplomatie.
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Jean Ziegler – Der streitbare Globalisierungskritiker sprach über soziale Ungerechtigkeit und die Macht der Konzerne.
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Elisabeth Kopp – Die erste Bundesrätin der Schweiz gewährte Einblicke in ihre politische Karriere und die Herausforderungen, die sie als Frau in der Schweizer Politik erlebte.
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Ueli Maurer – Der ehemalige Bundespräsident stellte sich Fragen zur Finanz- und Verteidigungspolitik.
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Roger Federer – In einer seltenen Radiostunde erzählte der Tennisstar über seine Karriere, Motivation und den Umgang mit Druck.
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Jörg Kachelmann – Der bekannte Meteorologe sprach offen über seine persönliche Krise und das Mediensystem.
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Cédric Wermuth – Der SP-Jungspund brachte Schawinski 2010 in Rage, indem er seine Botschaften ständig wiederholte und auf konkrete Fragen kaum einging.
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Victor Giacobbo – Der TV-Satiriker zeigte, wie man kritischen Fragen auf sympathische Art aus dem Weg geht.
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Roger Köppel – Der «Weltwoche»-Chef lockte Schawinski aus der Reserve mit pointierten Gegenargumenten.
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Klaus J. Stöhlker – Das Rededuell mit dem PR-Berater mündete in einem wüsten Wortgefecht, das bis heute nachhallt.
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Alfredo Lardelli – Der Milieu-Rechtskonsulent und dreifache Mörder verklagte Schawinski nach einem hitzigen Interview.
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Hanspeter Lebrument – Der Verlegerboss und Schawinski pflegen eine langjährige Fehde.
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Hannelore Elsner – Die Schauspielerin verzauberte Schawinski mit ihrer Charmeoffensive.
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Ueli Maurer – Der SVP-Politiker floh einst aus dem Interview, nachdem er als «Parteipräsident von Blochers Gnaden» bezeichnet wurde.
Die Sendung zeichnet sich nicht nur durch die prominenten Gäste aus, sondern auch durch die Art der Gesprächsführung. Schawinski lässt keine Ausflüchte gelten, fordert Klartext und bringt oft neue Erkenntnisse ans Licht. Diese unverwechselbare Mischung aus hartnäckigem Nachfragen und tiefgründiger Analyse hat den «Doppelpunkt» zu einer festen Grösse in der Schweizer Medienlandschaft gemacht.
Mit seiner jahrzehntelangen Geschichte hat der «Doppelpunkt“ bewiesen, dass hintergründiger Journalismus im Radio auch in Zeiten von Social Media und Streamingdiensten seinen Platz hat. Roger Schawinski bleibt einer der prägendsten Journalisten der Schweiz, der mit seiner unverkennbaren Art nicht nur unterhält, sondern auch aufklärt und Debatten auslöst. Der Auftritt von Roger Huber zeigt, dass die Sendung nach wie vor aktuelle und relevante Themen aufgreift, die weit über das Tagesgeschehen hinausgehen.
Der unermüdliche Fragesteller
Roger Schawinski ist eine Ikone des Schweizer Journalismus. Er gründete 1979 Radio 24, das erste Privatradio der Schweiz, und wurde bekannt für seine kritischen Interviews und seine konfrontative Fragetechnik. Nach Stationen bei Sat.1 und SRF kehrte er mit Radio 1 in die Schweizer Radiolandschaft zurück und etablierte mit «Doppelpunkt» ein Format, das sich durch kontroverse Gespräche auszeichnet. Sein Lebenswerk ist beeindruckend: «Die Tat», «Kassensturz», «Radio 24», «TeleZüri», «Tele 24», Leitung Sat 1 Deutschland, Talkshow «Schawinski» bei SRF und Blue. Der «Doppelpunkt» war und bleibt legendär. Sein Talk-Radio bei Corona und zum Ukraine-Krieg prägten. Nicht zu vergessen auch sein Ein-Mann-Aufstand gegen die Abschaltung der UKW-Sender.
(Titelbild Radio 1: Foto: Carla Glauser)